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2. Empathie und Spiegelneuronen

Empathiefähigkeit stellt eine der mächtigsten Stressbewältigungs-ressourcen dar, denn destruktive zwischenmenschliche Beziehungen gehören mit Sicherheit zu den primären Stressoren im Leben. Stresssituationen, die vermeintlich aus Zeit- und Leistungsdruck, aus Vergesslichkeit, chaotisch-unsystematischem Arbeiten, Selbstunsicherheit etc..entstehen, liegen in den meisten Fällen nicht-stützende, abwertende Beziehungskonstellationen zugrunde.

Die neurobiologischen Forschungen des letzten Jahrzehnts haben hinlänglich bewiesen, dass die Beziehungsfähigkeit eines Menschen direkt von seiner Empathiefähigkeit abhängig ist. Diese wiederum ist direkt verknüpft mit dem Zustand seiner Spiegelnervenzellen, die zur neurobiologischen Grundausstattung eines jeden Menschen gehören. Empathiefähigkeit ist nicht angeboren, sondern muss immer wieder neu stimuliert und eingeübt werden. Hier gilt auch die Regel: use it or lose it.

Vor allem in den ersten Lebensjahren erfährt sie ihre besondere Prägung durch die speziellen Bindungserfahrungen des Kindes mit seinen Hauptbezugspersonen. Wenn die kindlichen Bedürfnisse ausreichend und positiv gespiegelt  werden, sind die Voraussetzungen zur Herausbildung von Empathie- und Beziehungsfähigkeit erfüllt. Empathie bedeutet zunächst die Fähigkeit, bei sich und anderen Gefühle und Bedürfnisse wahrzunehmen, sich in sich selbst und andere einzufühlen. Sie wird in der psychologischen Forschung auch als „emotionale Intelligenz“(siehe Daniel Goleman)bezeichnet.

Lehrkräfte bezeichnen z.B. respektloses, aggressives Verhalten von Schülern, das sie in  ihrer Integrität und Würde verletzt, als einen der Hauptstressoren am Arbeitsplatz Schule (siehe Joachim Bauer, Gesundheitsprophylaxe mit Lehrkräften). Da Lehrkräfte sich am Arbeitsplatz zwangsläufig in einem beständigen Beziehungs-geschehen befinden, hat die Förderung von Beziehungs- u. Empathiefähigkeit als Teil ihrer Selbstkompetenz und ihrer Stressresistenz eine nicht zu unterschätzende Bedeutung.

Wenn bei Schülern die Entwicklung der neuronalen Spiegelungssysteme schon früh beeinträchtigt wurde, haben diese erhebliche Defizite bei der Ausbildung eines intakten Selbstwertgefühls, bei der Fähigkeit, Beziehungen einzugehen und beim Erwerb von Kompetenzen.

Spiegelnervenzellen sind von zentraler Bedeutung für alle Lernvorgänge. Sie sind das Bindeglied zwischen der Beobachtung eines Vorgangs und dessen eigenständiger Ausführung. Experimente zeigen, dass die Beobachtung einer Handlung die Fähigkeit verbessert, diese Handlung selbst auszuführen.

Die Lehrkräfte ermöglichen den Schülern durch ihr Beziehungsverhalten, ihr soziales und fachliches Engagement ein Lernen am Modell. Einfühlsames, verständnisvolles aber auch abgrenzendes Sich-auf-den-anderen-beziehen schafft eine entspannte, angstfreie Atmosphäre, in der das Spiegelneuronennetz aktiviert ist  und Lernprozesse in Gang gesetzt werden können. Geglückte Spiegelungen führen auf der psychischen Ebene zu einem Wohlgefühl und zu einem Gefühl von Verbundenheit, auf der physiologischen Ebene zur Ausschüttung von Glückshormonen und antidepressiven Neurotransmittern. Es erfolgt eine Stärkung der Immunabwehr sowohl auf der körperlichen als auch auf der psychischen Ebene.

Die Sensibilisierung der Empathiefähigkeit wird erhöht durch Übungen zum genauen Zuhören und Beobachten, zur Wahrnehmung der eigenen Befindlichkeit und der des Gegenübers, durch Übungen zur direkten Spiegelung über Sprache, Mimik, Körperhaltung und Gestik, aber auch durch Übungen zur Nicht-Spiegelung.

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